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Mittwoch, 22. April 2009

Die Bestie

Im Südwesten Polens treibt ein geheimnisvolles Tier sein Unwesen / Krisenstab eingerichtet

Das Entsetzen steht der Frau ins Gesicht geschrieben. "Das Tier ist mir über den Weg gelaufen", sagt sie aufgeregt in die Kamera des örtlichen TV-Senders. "Es war schwarz, mit einem langen Schwanz und abstehenden Ohren." Auf keinen Fall sei es eine Katze oder ein Hund gewesen. Die Frau ist überzeugt: Das war die Bestie.
Seit einigen Wochen treibt ein geheimnisvolles Tier sein Unwesen in der Gegend von Opole (Oppeln) in Südwestpolen. Erste Augenzeugenberichte wurden von den Verantwortlichen nicht allzu ernst genommen, zu oft werden harmlos herumstreunende Hunde mit wilden Kreaturen verwechselt. Dann aber meldeten Bauern, dass eine unbekannte Bestie nachts bei ihnen Schafe und Schweine gerissen und dabei ein regelrechtes Blutbad angerichtet habe. Zoologen rückten an und untersuchten Haare, die bei den toten Tieren gefunden wurden. Die ähnelten denen eines Schneeleoparden, heißt es. Allerdings hätten diese Raubkatzen ein völlig anderes Jagdverhalten und würden ihre Opfer nicht auf die vorgefundene Weise verstümmeln. Für die Spezialisten ist die Sache ein großes Rätsel.
Nun reagierten auch die Behörden. Ein Krisenstab wurde eingerichtet, die Bewohner der Region wurden über Radio dringend aufgefordert, alle Haustiere einzusperren und nachts auf keinen Fall das Haus zu verlassen.
Für einiges Aufsehen sorgte dann ein kurzer, verwackelter und sehr unscharfer Film im Internet, aufgenommen mit einer Handykamera. Zu sehen ist ein großes, dunkles Tier mit einem langen Schwanz, das in aller Seelenruhe durch den Schnee stapft und gespenstergleich im Wald verschwindet. Für die verunsicherte Öffentlichkeit steht fest: Das ist die wilde Bestie. Der Wert der Aufnahme für die Zoologen ist allerdings eher gering. Ausgeschlossen werden kann lediglich, dass es sich um einen Luchs handelt, die in der Region nicht gerade selten sind - dagegen spricht der lange Schwanz. Wie in solchen tierischen Fällen inzwischen üblich, wurde auch in Polen der obligatorische Namenssuchwettbewerb ausgeschrieben. Dazu aufgerufen hatte die örtliche Zeitung "Nowa Trybuna Opolska", wo 375 Vorschläge eingingen, darunter bezeichnende Namen wie Furie, Kanalie oder Zerstörer. Gewonnen hat der Name Gryzek, was man mit "Beisserchen" übersetzen könnte. Die Polizei ist angesichts einer gewissen Meldungsflut über Begegnungen mit dem Panther-Puma-Schneeleoparden inzwischen vorsichtig geworden. Zuletzt erklärte ein Spaziergänger, das Raubtier in einem schlesischen Naherholungsgebiet in der Nähe von Bytom gesichtet zu haben. Ein Beamter versicherte, der Mann sei ein glaubhafter Zeuge, geistig nicht verwirrt und vor allem nicht betrunken gewesen.

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